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(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. W-E Lönnig)

Wolf-Ekkehard Lönnig:

Last Update 5. August 2010: neu ist der Teil 2 ab p. 113 (frühere Updates zum ersten Teil siehe p. 112).
Einige zumeist kleinere orthographische Korrekturen am 13. 12. 2011.

"Die Affäre Max Planck", die es nie gegeben hat

Diffamierungspolitik, weltanschauliche Motivation und (Berufsverbots-)Ziel der AG Evolutionsbiologie

Teil 1 (pp. 1-112): unverändert, Teil 2 mit Daten zur neuen Situation der AG Evolutionsbiologie


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zum Teil 7

Nachgefragt

a) Interessiert sich denn überhaupt noch jemand für die "Affäre Max Planck"?

Der Beitrag der AG Evolutionsbiologie zur "Affäre Max Planck" (April 2005) wird immer noch so häufig im Internet aufgerufen, dass das HTML-Dokument nach wie vor an 4. Stelle steht, wenn man Beiträge in Google oder Yahoo unter meinem Namen sucht und das PDF-Dokument an 6. Stelle (zuletzt abgerufen am 10. Februar 2009). Darüber hinaus ist der Beitrag auch als ein Kapitel zum Buch "Kreationismus in Deutschland" 2007, also inzwischen auch in gedruckter Form, erschienen. Dabei sollte man sich immer wieder vergegenwärtigen, dass hinter den Aktionen der AG Evolutionsbiologie letztendlich die ideologisch determinierte Verneinung der Frage steht, ob das Universum und das Leben auf intelligentes Design zurückzuführen sind.

b) Warum erst jetzt eine Antwort?

Weil ich von 2005 bis 2008 mit zahlreichen experimentalwissenschaftlichen Aufgaben und Publikationen voll beschäftigt war. Dazu gehörte der Aufbau eines völlig neuen Mutantensortiments mit Physalis pubescens ssp. floridana ("Lampignonblume") in umfangreichen Feldversuchen (ca. 240 000 Pflanzen wurden dafür bearbeitet). Des Weiteren wurde die große Publikation zu meinen Mutationsstudien mit Misopates orontium ("Feldlöwenmaul" oder "Katzenmaul") abgeschlossen (peer-reviewed, 30 pp. vgl. http://www.weloennig.de/Dollo-1a.pdf ). Aber wenn ich jetzt alle Punkte zu dieser Frage aufführen wollte, bräuchte ich allein für Frage b) noch mehrere Seiten. Kurz: Ich hätte also alles andere liegen lassen oder verzögern müssen, um mich mit der zeitraubenden Analyse der Falschanklagen zu beschäftigen ("…if you allow your enemies to direct your work, then they have won after all" vgl. http://www.weloennig.de/Antwort_an_Kritiker.html ). Und wie oben bereits gezeigt, hatte Markus Rammerstorfer schon im Jahre 2005 eine Antwort zu einem der Unterthemen und damit seinen Teil zur Analyse der unwissenschaftlichen Methodik der AG Evolutionsbiologie geliefert und ich habe trotz Zeitmangels die Behauptungen Kutscheras zum Thema Giraffe 2006 und 2007 (mit Nachträgen 2008) auf inzwischen [133] Seiten behandelt (dafür mehrmals Urlaub genommen).

c) Widerspricht der Beitrag nicht den Grundsätzen unter "Antwort an meine Kritiker", andere auf unberechtigte Kritik antworten zu lassen?

Keineswegs. Ich habe ja über Jahre hinweg punktuell immer wieder einmal auf unberechtigte Kritik geantwortet. Aber ich kann jedoch unmöglich auf alles antworten und alles richtigstellen, was an falschen Behauptungen zum Thema Gott, Intelligent Design und meine Wenigkeit heutzutage veröffentlicht wird.

d) Warum wurde in der folgenden Antwort nicht der gesamte Text der AG Evolutionsbiologie zur "Affäre Max Planck" analysiert?

Weil natürlich auch heute meine Möglichkeiten an Zeit, Kraft und "Nerven" begrenzt sind und weil zunächst noch eine weitere wichtige wissenschaftliche Arbeit drängt (siehe z. B. zu Physalis die Anmerkung oben).

Wie schon erwähnt, sprach etwa der Politologe Benno Kirsch von den "Ergüssen geifernder Antikreationisten, die nicht besonders angenehm zu lesen sind", zumal nicht besonders angenehm für mich als unmittelbar Betroffenen. Und selbst so entschiedene Gegner des "Kreationismus", die selbst äußerst abwertende Kommentare zum Thema Intelligent Design publiziert haben wie Reinhold Leinfelder und Volker Storch, distanzieren sich durchaus zu einzelnen Punkten der Beiträge des Buches "Kreationismus in Deutschland", so z. B. "von der möglicherweise von manchen als Verunglimpfung empfundenen "Einbindung" einzelner Gruppen…" (Leinfelder) oder "wobei insbesondere ein Kapitel ein gründliches Lektorat benötigt hätte" (Storch) – vielleicht meinte Storch ja auch den Beitrag von Beyer allein oder den von Jacobsen, aber "insbesondere" impliziert ja noch mindestens ein weiteres Kapitel.

Kurz: Um den gesamten Beitrag zu kommentieren, hätte ich eine mindestens 800 Seiten umfassende Analyse vorlegen müssen. Ich habe mich hier vor allem auf die ersten Seiten des 37seitigen gedruckten Dokuments beschränkt (diese jedoch vollständig behandelt), um dem Leser exemplarisch zu verdeutlichen, mit welch fragwürdigen bzw. unwürdigen Methoden die AG Evolutionsbiologie oft arbeitet. Und Markus Rammerstorfer hat das Gleiche für ein Unterkapitel aus der Internetversion der Arbeit geleistet. Weitere Fragen kann ich zunächst gerne persönlich bearbeiten. In einem geplanten zweiten Teil, den ich hoffentlich in etwa einem dreiviertel Jahr in Angriff nehmen kann, möchte ich zumindest noch die Ausführungen von Kutschera sowie M. N. und A. B. zu Utricularia und vielleicht noch ein paar weitere Punkte analysieren.

e) Warum sind die Analysen so viel länger als der Text von Neukamm und Beyer selbst?

Wenn in einem einzigen Satz von Neukamm und Beyer mehrere falsche oder fragwürdige Aussagen stecken (wie das im Text der Autoren öfters vorkommt), Punkte und oft auch grundsätzliche Aussagen, die einzeln herausgearbeitet und deren Unrichtigkeit oder Fragwürdigkeit genau zu begründen ist, dann wird der Analysetext natürlich entsprechend länger.

f) Wer soll dass alles lesen – immerhin mehr als 100 Seiten?

Möglichst alle Personen, die bisher von M. N. und A. B. fehlinformiert worden sind und das, was ihnen die Autoren weismachen wollten, auch akzeptiert haben. Vielleicht auch später einmal jene Historiker, die die Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts schreiben werden.

g) Kann denn der Leser die Fehler von M. N. und A. B. nicht selbst erkennen?

Davon bin ich zunächst auch ausgegangen. Und einige Leser sind dazu auch durchaus in der Lage. Ich musste jedoch immer wieder feststellen, dass selbst kritische Leser unrichtige Behauptungen von M. N. und A. B. akzeptiert haben. Spätestens als ich bei Benno Kirsch 2007 Folgendes las: "Intelligent Design (ID) ist Kreationismus, der sich ein wissenschaftliches Mäntelchen umgehängt hat – in dieser Bewertung sind sich alle Autoren des Sammelbandes einig. Und dürften mit dieser Einschätzung Recht haben. In umfänglichen Aufsätzen zerpflücken sie eins ums andere Argument, das die ID-Theoretiker gegen die Evolutionstheorie und für die ID-Theorie ins Feld führen…" (kursiv von mir) – wurde mir klar, dass es nicht verkehrt wäre, zu gegebener Zeit einige "wissenschaftliche" Punkte richtig zu stellen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der von Hubert Rehm formulierte Satz: "Die zehn Beiträge [von Kreationismus in Deutschland] stellen, teilweise überlappend, die Argumente und Argumentationsweise der Kreationisten vor, die dann mit Ruhe, Sachverstand und oft auch Humor in Fetzchen gerissen, ja geschreddert werden" – "mit Ruhe… in Fetzchen gerissen…"

h) Welche Reaktionen sind zu erwarten?

Nach allen bisherigen Erfahrungen wird mit jeder vernünftigen Argumentation zum Thema Synthetische Evolutionstheorie und ID bei Vertretern der AG Evolutionstheorie wie Kutschera, Neukamm und Beyer eine neue Lawine von Ad-hominem-Attacken losgetreten, sehr 'schön' kürzlich wieder zu beobachten als Reaktion zu Siegfried Scherers sachlich-wissenschaftlichem Beitrag zu den Holines ( http://www.evolutionslehrbuch.info/teil-7/kapitel-16 06/kapitel_16_6_2_zusatz.pdf und einem Interview http://evolution-schoepfung.blogspot.com/2008/07/interview-von-christoph-heilig-mit.html ). Die Antwort von A. B. besteht aus Beschimpfungen wie "perfekter und systematischer Selbstbetrug" (seine "ganz persönliche Einschätzung", – eine falsche Einschätzung, die er wohl besser für sich behalten hätte, vgl. http://www.evolutionsbiologen.de/schebeyholine.html ).

Und wie trostreich würden Sie es empfinden, lieber Leser, wenn ich über die AG Evolutionsbiologie Folgendes schreiben würde (Zitat nach A. B., aber "Kreationisten" durch "Evolutionisten" ersetzt):

"Was am Ende bleibt, ist die Frage, ob diese Evolutionisten gezielt lügen, oder ob sie der eigenen Auffassung nach nur 'mogeln' bzw. 'interpretieren', oder ob sie am Ende selbst fest an das glauben, was sie ihren Lesern beibringen wollen. Nun, eines ist sicher: Evolutionisten handeln aus echter, ehrlicher und tiefster Überzeugung … Daher mögen viele Verfälschungen von Tatsachen tatsächlich in gutem Glauben geschehen."

Zum Thema Holines hat A. B. überdies einen Beitrag verfasst, der sich zu nahezu ¾ aus direkten oder indirekten Angriffen gegen die Person Siegfried Scherers und kaum mehr als zu ¼ aus dem unzureichenden Versuch einer wissenschaftlichen Widerlegung besteht ( http://www.evolutionsbiologen.de/schebeyholine.pdf ). Unzureichend ist etwa der Lotto-Vergleich, denn hier kann man eine klare Serie von Gewinnwahrscheinlichkeiten angeben, z. B. 6 Richtige ohne Superzahl 1 zu 15,45 Millionen (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Lotto ), bei komplexeren Holinen aber liegt nach allen bisherigen Daten eine ganz andere Größenordnung der Wahrscheinlichkeit (bzw. Unwahrscheinlichkeit) vor und es geht nicht darum, wer einen Treffer erzielt (etwa "Gretchen Müller"), sondern um die noch möglichst genau zu eruierende Wahrscheinlichkeit oder besser Unwahrscheinlichkeit überhaupt. Aber diese Fragen werden die Betroffenen wesentlich besser herausarbeiten können als ich.

Ich denke, dass die vorliegende Arbeit für den Leser eine Hilfestellung sein könnte, die zu erwartenden weiteren Ad-hominem-Attacken adäquat zu beurteilen.

i) Nun sagt A. B. von sich, er sei ein Christ.

An dieser Stelle müssen wir uns nun unweigerlich kurz mit einigen theologischen Fragen beschäftigen. (Um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden, sei vorweg festgestellt, dass die folgenden Aussagen selbstverständlich keine Entscheidungskriterien für eine atheistische Biologie bilden können, wohl aber ein Motivationsmoment für einen Christen, Absolutheitsansprüche der Evolutionsbiologie wissenschaftlich zu hinterfragen.) Ich würde von Herrn B. gerne einmal hören, wie er mit einer rein materialistischen Evolution, d. h. ohne Ziel, Plan, Geist und Gott als realhistorische Ursache für die Entstehung der Lebensformen einschließlich des Menschen, folgende Bibeltexte erklärt:

(Römer 5:12) Darum, so wie durch e i n e n Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten —… (Römer 5:18-19) . . .Wie es also durch e i n e Verfehlung [der Rebellion Adams] zur Verurteilung für Menschen von allen Arten kam, so kommt es auch durch e i n e n Akt der Rechtfertigung [durch Jesus] für Menschen von allen Arten zu deren Gerechtsprechung zum Leben. Denn so, wie durch den Ungehorsam des e i n e n Menschen viele zu Sündern gemacht wurden, so werden auch durch den Gehorsam des e i n e n viele zu Gerechten gemacht werden.

(1. Korinther 15:22) . . .Denn so, wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden.

(Matthäus 19:4-6) . . .In Erwiderung sagte er [Jesus]: "Habt ihr nicht gelesen, daß der, welcher sie schuf, sie von Anfang an männlich und weiblich gemacht hat und sprach: ‚Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird fest zu seiner Frau halten, und die zwei werden e i n Fleisch sein‘, so daß sie nicht mehr zwei, sondern e i n Fleisch sind? Was also Gott zusammen gejocht hat, bringe kein Mensch auseinander."

Alle diese und viele weitere Aussagen zur Herkunft und Zukunft des Menschen, zu ethischen Grundsätzen etc. werden nun eindeutig von den Bibelverfassern als realhistorisches Geschehen verstanden, ein Geschehen, das mit der Botschaft der Bibel (die Erlösung und Rettung des Menschen zum ewigen Leben durch Jesus, Auferstehung, Paradies, neue Himmel neue Erde, "und er [Gott] wird bei ihnen sein" etc.), untrennbar verbunden ist. Verneint man denn nicht mit der von der Bibel beanspruchten realen Historie auch die zentrale christliche Botschaft?

Müssten wir dann nicht die oben zitierten Texte etwa wie folgt lesen?:

(Römer 5:12) Darum, so wie durch k e i n e n Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, so hat auch der Tod des Menschen nichts mit einer Sünde Adams zu tun.

Römer 5:18-19) . . .Wie es also k e i n e Verfehlung gegeben hat, die zur Verurteilung aller Menschen führte, so kommt es auch durch k e i n e n Akt der Rechtfertigung für Menschen von allen Arten zu deren Gerechtsprechung zum Leben. Denn da es den Ungehorsam des e i n e n Menschen [Adam] gar nicht gegeben hat, so wird auch durch den Gehorsam des e i n e n [Jesus] niemand zu einem Gerechten gemacht werden.

(1. Korinther 15:22) . . .Denn so, wie in Adam keiner stirbt, so wird auch in dem Christus keiner lebendiggemacht werden?

(Matthäus 19:4-6) …. Was Gott nicht zusammen gejocht hat, kann ein Mensch auseinander bringen.

Man könnte in diesem Sinne zahlreiche weitere Bibeltext zitieren und mit einer materialistischen Evolutionstheorie verneinen. Wenn Gott nichts erschaffen hat und noch nie in den Lauf der Weltgeschichte eingegriffen hat – wieso sollte dann jemand glauben, dass Er es in Zukunft tun wird?

Paulus argumentiert gegen die "Naturalisten" seiner Zeit zum Thema Auferstehung wie folgt (1. Kor. 15:12-22):

"Wenn nun von Christus gepredigt wird, daß er von den Toten auferweckt worden ist, wie kommt es, daß einige unter euch sagen, es gebe keine Auferstehung der Toten? Wenn es wirklich keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unser Predigen bestimmt vergeblich, und unser Glaube ist vergeblich. Überdies werden wir auch als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir Zeugnis gegen Gott abgelegt haben, daß er den Christus auferweckte, den er aber nicht auferweckte, wenn die Toten wirklich nicht auferweckt werden. Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist ferner Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube nutzlos; ihr seid noch in euren Sünden. In der Tat, auch die, die in Gemeinschaft mit Christus [im Tod] entschlafen sind, sind verloren. Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus gehofft haben, sind wir die bemitleidenswertesten aller Menschen.

Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden, der Erstling derer, die [im Tod] entschlafen sind. Denn da [der] Tod durch einen Menschen [gekommen] ist, kommt auch [die] Auferstehung der Toten durch einen Menschen. Denn so, wie in Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden."

Im Zusammenhang mit der Naturalismusdebatte dürfte für einen Christen z. B. das Kapitel 9 des Johannesevangeliums ebenfalls nicht uninteressant sein (siehe Anhang unter f)). Ist dieser Bericht nun nach Auffassung von A. B. wahr, d. h. sind die Dinge wie beschrieben geschehen oder nicht?

Im Übrigen verstehe ich nicht, wie man als Christ zusammen mit Kutschera und Mitarbeitern Mobbing gegen bestimmte Personen betreiben kann, oder wie Benno Kirsch am 4. August 2008 zu einem Kommentar Beyers feststellte:

"So bemerkenswert das neunseitige Beyersche Dokument auch sein mag: Beyer hat bei genauerem Hinsehen offenbar keine prinzipiellen Probleme mit Kutscheras Vorgehensweise. Denn er lehnt das Mobbing von Kollegen, die seine naturalistische Prämisse nicht teilen, nicht grundsätzlich ab. Auch gegen die Personalisierung von Konflikten hat er nichts einzuwenden. Respekt vor den Meinungen von Andersdenkenden? Unwichtig! Sachliche Auseinandersetzungen über Fachfragen? Nebensächlich!…. Anstand, Fairness oder Respekt sind Beyer keine Werte, die für sich stehen. Sie werden dem großen Ziel, dem Kampf gegen "den Kreationismus", untergeordnet. Beyer sollte aufhören zu jammern. Wer mit Kutschera & Co. publiziert, muss wissen, auf was er sich einlässt. Letztlich ist in dem Machwerk zusammengekommen, was zusammengehört." ( http://naturalismuskritik.wordpress.com/2008/08/04/im-grundsatz-einverstanden/ )

j) "Mindestmaß an Anstand"

Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass es ein Mindestmaß an Anstand im Umgang miteinander geben sollte, auch in der Auseinandersetzung um wissenschaftliche Fragen – von vereinzelter Polemik gegen eine fragwürdige Sache vielleicht einmal abgesehen (das machen praktisch alle Autoren hin und wieder, siehe z. B. auch Leinfelder, Storch oder Gudo gegen "den Kreationismus", wobei Gudo so ziemlich alle Vorurteile gegen den "Kreationismus" unreflektiert übernimmt – und bedauerlicherweise auch die falsche Behauptung, dass es ein Fehlverhalten am MPIZ und an der TUM gegeben habe (zu meinen Publikationen vgl. http://www.weloennig.de/literatur1a.html ).

Der Leser urteile bitte beim Studium des vorliegenden Dokuments selbst, ob er sich meiner Auffassung anschließen kann, dass ein solches Mindestmaß an Anstand von mehreren Mitgliedern der AG Evolutionsbiologie wie Kutschera, Neukamm und Beyer in zahlreichen Punkten nicht mehr gewahrt wird. Nach meinem Empfinden wird statt dessen durch die andauernde Ad-hominem-Kritik (Diffamierungskritik) das Ziel verfolgt, den vermeintlichen "Gegner" wissenschaftlich und moralisch zu erniedrigen, wobei immer wieder mit einer die Menschenwürde verletzenden Polemik gegen bestimmte Personen gearbeitet wird (jedenfalls "polemisierend gegen bestimmte Personen" – Storch 2008, p. 61). Auch ein so ausgesprochener Gegner des "Kreationismus" wie Michael Gudo bemerkt u. a.: "Als Biologe sollte man von einer Gemeinschaftsarbeit der AGE [AG Evolutionsbiologie] erwarten können, dass das Fach in kompetenter und seriöser Weise durch die Sprecher (oder Vorstreiter) der Gruppe vertreten wird. Bei "Kreationismus in Deutschland" ist dies über weite Strecken leider nicht der Fall: Einige Beiträge des Bandes weisen eine so zweifelhafte Qualität auf, dass man sich fragen muss, warum dies vom Herausgeber übersehen wurde. Ausgesprochen unschön ist in diesem Zusammenhang auch der vorfindliche Grad an Polemik…" Und besonders zutreffend erscheint mir auch sein folgender Hinweis: "Wer als Biologe zum bildungspolitisch und gesellschaftlich relevanten Thema Kreationismus veröffentlicht, muss auf ein Mindestmaß an fachlicher und sozialer Korrektheit achten, wenn er seiner Zunft nicht schaden will. Man darf als Biologe bzw. Akademiker wohl guten Gewissens feststellen, dass man sich von der AGE [AG Evolutionsbiologie] nicht vertreten fühlen muss" (vgl. http://www.morphisto.de/forschung/buchbesprechungen/ulrich-kutschera kreationismus-in-deutschland.html , dort auch zahlreiche weitere Punkte von Gudo und Syed; Hervorhebungen im Schriftbild wieder von mir.)

Professor Siegfried Scherer stellte zu solchen und verwandten Fragen in einem Interview am 12. 2. 2009 nach Hinweis, dass es keineswegs allen Evolutionsbiologen schwer fällt, Kritik an Darwins Theorie ernst zu nehmen, u. a. einschränkend fest:

"Nun haben sich einige Biologen weltanschaulich im Sinne eines atheistischen Glaubens festgelegt. Das ist in Ordnung, solange eine faire, wissenschaftliche Diskussion zugelassen wird, doch manchmal begegnet mir in diesen Kreisen ein erschreckend fundamentalistischer Evolutionismus, der jede Evolutionskritik am liebsten mit einem Bann belegen würde. Das hat mit Naturwissenschaft nichts zu tun. Da geht es im Kern darum, ein persönliches materialistisches Weltbild im Namen der Naturwissenschaft absolut zu setzen und gegen kritische Anfragen zu immunisieren."

Der daraus resultierende fragwürdige Umgang mit Andersdenkenden ist überdies im tiefsten Sinne des Wortes "wissenschaftsfeindlich", denn er verhindert den freien Austausch von wissenschaftlichen Thesen und Theorien in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und Magazinen, vom impliziten Ziel des Berufsverbots für Biologen, die in der Biologie teleologische Ansätze vertreten, einmal ganz abgesehen. Ein Mindestmaß an Anstand und Respekt im Umgang miteinander war und ist hingegen wissenschaftlich fruchtbar. Oder mit einem Wort von Dr. Werner Gieffers (retired from MPIZ):

"Solange zum Phänomen Leben noch nicht das letzte Wort gesprochen ist, wird mit theoretisch sich widerstreitenden Deutungsversuchen zu rechnen sein. Denk- und Meinungsverbote, Autoritätenhuldigungen, Meinungsmehrheiten sowie dogmatische und ideologische Zwänge sind ungeeignet, Leben in all seinen Erscheinungen zu erkennen. Der Erkenntnisweg dorthin wird nur mit Respekt und Toleranz und in Zusammenarbeit möglich sein." ( http://www.weloennig.de/GieffersGedanken.html )

Oder, um mit Charles Darwin selbst zu sprechen (1859/1998, p. 4): "A fair result can be obtained only by fully stating and balancing the facts and arguments on both sides of each question.”.

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© 2011 by Wolf-Ekkehard Lönnig
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