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(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. W-E Lönnig)

Wolf-Ekkehard Lönnig:

Last Update 5. August 2010: neu ist der Teil 2 ab p. 113 (frühere Updates zum ersten Teil siehe p. 112).
Einige zumeist kleinere orthographische Korrekturen am 13. 12. 2011.

"Die Affäre Max Planck", die es nie gegeben hat

Diffamierungspolitik, weltanschauliche Motivation und (Berufsverbots-)Ziel der AG Evolutionsbiologie

Teil 1 (pp. 1-112): unverändert, Teil 2 mit Daten zur neuen Situation der AG Evolutionsbiologie


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Teil 3f ab Seite 62

3. Exemplarische Detailanalyse der Rechtfertigungsversuche zur Sperrung der MPIZ-Internetseite (zu pp. 232-235 und mit dem unten wiedergegebenen Beitrag von Markus Rammerstorfer zum PDF- und HTML-Dokument insgesamt etwa 50 Punkte)


Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(26) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Natürlich geht die naturalistische Wissenschaft auf diesem Wege nur so weit, wie "ihre Füße tragen". Sie behauptet nicht, dass es [a] jenseits weltimmanenter Prinzipien [b] definitiv nichts Weiteres gäbe, …

W.-E. L.: [a] Selbst diesseits weltimmanenter Prinzipien gibt es teleologische Ansätze: Siehe die teleologische Interpretation der Quantenmechanik von Thomas Görnitz, Professor für Didaktik der Physik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, z. B.:

Görnitz, T. und B. (2008): Die Evolution des Geistigen. Quantenphysik - Bewusstsein – Religion. Vandenhoeck & Ruprecht. (Siehe auch seine weiteren Bücher bei Amazon.)

Zu [b]: Vgl. dagegen die gegenteiligen Statements von Weinberg, Hauptmann und Dawkins, insbesondere auch die Bücher zum Thema von Dawkins, Harris, Hitchens und anderen.

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (26).

(26) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Natürlich bleiben zahlreiche Vertreter der naturalistischen Wissenschaft auf diesem Wege nicht etwa stehen, d. h. sie gehen nicht etwa nur so weit, wie "ihre Füße tragen", sondern behaupten mit missionarischem Eifer und einhergehender Intoleranz samt implizitem Berufsverbot für Andersdenkende, dass es jenseits weltimmanenter Prinzipien definitiv nichts Weiteres gäbe (Weinberg, Hauptmann, Dawkins und viele andere), …

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(27) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): ….aber sie kann zeigen, dass nur sie rationale und prüfbare Aussagen treffen kann.

W.-E. L.: Diese Behauptung ist durch die oben zitierten Quantentheoretiker und Neurophysiologen bereits widerlegt. Die folgende Gegenüberstellung von der (erweiterten) Synthetischen Evolutionstheorie und der Intelligent-Design-Theorie zeigt überdies deutlich, dass die Aussage von M. N. und A. B. auch im Bereich der Evolutionsforschung unrichtig ist (aus http://www.weloennig.de/IntelligentDesign.html ) :

  1. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie ist die Intelligent-Design-Theorie testbar/falsifizierbar (vgl. Dembski und Kann der Neodarwinismus durch biologische Tatsachen widerlegt werden? ).
  2. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie macht die Intelligent-Design-Theorie klare Voraussagen, und zwar
    (a)
    über die Möglichkeiten und Grenzen der Evolution aufgrund genetischer Gesetzlichkeiten (vgl. das Gesetz der rekurrenten Variation ).
    (b)
    Für die paläontologische Forschung rechnet sie bei fossil sehr gut überlieferten, aber noch unzureichend gesammelten und/oder analysierten Formen mit der Verdopplung bis Vervierfachung der Zahl der bisherigen Mosaiktypen im Zuge der weiteren Arbeit (siehe Diskussion dazu ) .
    Aufgrund dessen sagt sie weiter voraus,
    (c) dass auch bei vollständiger Überlieferung und Entdeckung aller Arten und Gattungen einer größeren Tier- oder Pflanzengruppe (Familie, Ordnung, Klasse, Stamm/Abteilung) der regelmäßig festgestellte "leere Raum desUrsprungs" (Overhage) nicht durch kontinuierliche Übergangsserien überbrückt werden wird.
  3. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie ist die Intelligent-Design-Theorie der ungeheuren Komplexität der zu erklärenden Strukturen auf allen Ebenen angemessen, d. h. sie ist "as simple as possible but not simpler" (Einstein) (vgl. Behes Erkenntnisse zum Thema Irreducible Complexity sowie Artbegriff: Einwände ).
  4. Die Intelligent-Design-Theorie beruht unter anderem auf der direkten Ableitung aus prinzipiell gleichartigen Strukturen und Systemen, von denen der Ursprung eines Teils (und zwar des einfacheren) durch Intelligenz sicher bekannt ist: Kybernetik/Bionik (Tertium comparationis: "The factor which links or is the common ground between two elements in comparison" (Oxford Dictionary). Grundprinzip: Wenn schon die relativ einfachen, aber grundsätzlich gleichartigen Systeme immer durch Intelligent Design entstehen, wieviel mehr dann die tausendmal komplexeren! Vgl. die Bemerkungen zum Stichwort "Kybernetik" kurz nach dem ersten Drittel des Kapitels).
  5. Die Intelligent-Design-Theorie ist in Übereinstimmung mit allen Erfahrungswerten: Neue (primäre) Arten entstehen nicht von selbst, etwa durch Selbstorganisation (vgl. Artbegriff ); komplex-synorganisierte Information entsteht nur durch Intelligenz.
  6. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie braucht sich die Intelligent-Design-Theorie zu ihrer Begründung nicht "im Dunkel der Vergangenheit zu verstecken" (Fabre), d. h. sie muss sich nicht auf "die Wirkung der Zeit hinausreden" (Andermann), um etwa grundsätzliche Fragen zum Ursprung der Information zu beantworten.
  7. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie spielt der Zufall (Mutationen und historische Kontingenz) in der Intelligent-Design-Theorie bei der Entstehung neuer synorganisierter Strukturen nur eine sehr untergeordnete Rolle.
  8. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie ist die Intelligent-Design-Theorie bei der Erklärung des Ursprungs von Irreducible Complexity nicht auf eine fragwürdige (weil für die konkrete Fragestellung nicht überprüfbare) Selektion angewiesen, die die Rolle "der Intelligenz" im Neodarwinismus übernehmen sollte (siehe auch: Giraffe ).
  9. Im Gegensatz zur Synthetischen Evolutionstheorie ("...that materialism is an absolute, for we cannot allow a Divine Foot in the door") ist die Intelligent-Design-Theorie nicht totalitär-dogmatisch (wenn sich entgegen allen bislang bekannten Tatsachen die Ursprung-des-Lebens-Frage letztlich doch reduktionistisch auflösen sollte, würden ID-Theoretiker das anerkennen).
  10. Im Gegensatz zum Darwinismus und zur Synthetischen Evolutionstheorie ("In the name of naturalism, they willingly jettison [aufgeben] our most thoroughly tested natural laws. In this way, naturalism can be downright anti-naturalistic" - Begründung bei ReMine) braucht die Intelligent-Design-Theorie - um sich behaupten zu können - grundsätzlich keine gesicherten Naturgesetze in Frage zu stellen (vgl. zu diesem Punkt die Kapitel zu Mendel sowie das Gesetz der rekurrenten Variation und weiter Utricularia kurz vor dem Untertitel "Anmerkungen zur weiteren Diskussion" - im letzten Drittel des Beitrags).
  11. Zur Frage nach der Reproduzierbarkeit der postulierten Hauptereignisse ("Makroevolution") sagt die Intelligent-Design-Theorie voraus, dass diese - in Übereinstimmung mit dem Modus ihrer Entstehung - prinzipiell nur durch den Einsatz genialer Intelligenz möglich ist (homologe Anfänge gibt es heute in der Gentechnologie, Bionik und Kybernetik).
  12. Folglich wird auch die zukünftige Entstehung neuer Formen (primärer Arten und höherer systematischer Kategorien) nach der Intelligent-Design-Theorie nur durch den gezielten Einsatz von Intelligenz, Geist, Energie und Information möglich sein. Viele weitere Punkte zur Überlegenheit der Intelligent-Design-Theorie könnten bei einer ausführlichen Gegenüberstellung von Synthetischer Evolutionstheorie und Intelligent Design zu den Themen Morphologie, Anatomie, Paläontologie, Physiologie etc. aufgeführt werden. Zur Frage, ob die Intelligent-Design-Theorie eine bisher wissenschaftlich gesicherte, aber potentiell falsifizierbare Erklärung für den Ursprung der synorganisierten Strukturen der oben beschriebenen (und anderer) Orchideen bietet, lautet daher meine Antwort klar und eindeutig JA! Die Entstehung solcher Formen wurde entweder im Genom von Vertretern von "Urorchideen"-Gattungen vorprogrammiert oder die raffiniert-komplexen Systeme sind direkt erschaffen worden.

Soweit ein Vergleich und eine Gegenüberstellung beider Theorien.

Weiter macht auch die Mathematik "rationale und prüfbare Aussagen". Walter Heitler (Quantentheoretiker aus dem Kreis der Physiker um Max Born, Inhaber der Max-Planck-Medaille und des Marcel-Benoist-Preises, von 1949-1974 Professor für theoretische Physik an der Universität Zürich) kommentiert zur Mathematik (1976, p. 19):

"Ist Mathematik eine Naturwissenschaft? Die meisten Mathematiker würden dies wohl verneinen. Viele würden sagen, die Mathematik ist eher mit der Kunst zu vergleichen; denn der Mathematiker lehnt sich nicht an die Natur an, sondern schöpft selbstständig Neues. Manche würden sogar ob unserer Frage entrüstet sein, denn Mathematik ist doch etwas viel Reineres als irgendeine Naturwissenschaft, die immer mit Ungenauigkeiten behaftet ist. Trotzdem wird Mathematik stets den naturwissenschaftlichen Fakultäten angegliedert, nicht etwa der Kunstgeschichte. Der Grund, der uns stark beschäftigen wird, ist einfach der, daß Mathematik ein durchaus unentbehrlicher Bestandteil der exakten Naturwissenschaften ist."

Zur Frage, wie wir zu den Idealbegriffen der Mathematik kommen, antwortet Heitler:

"Hier gibt es zwei denkbare Antworten:

  1. Die Begriffe sind freie Erfindungen des schöpferisch tätigen Mathematikers. Er erfindet sie so, daß ihre Gesetzmäßigkeiten eine fruchtbare Ausgestaltung ermöglichen.
  2. Die Begriffe habe eine reale Existenz. Dies freilich nicht wie irgendein Naturobjekt (man kann sie ja nicht greifen und sehen), sondern ihre Existenz besteht in einer rein geistigen, transzendenten (das heißt nicht materiellen) Welt. Der Mensch hat zu dieser Welt – beschränkten – Zugang."

Nach historischen Ausführungen bis zur Gegenwart und einigen Erklärungen und Beispielen, wie eng Mathematik und Physik verflochten sind, kommt Heitler zu folgendem Ergebnis (pp. 36/37, kursiv von Heitler):

"Wäre Mathematik menschliche Erfindung, so müßten wir sagen, daß auch das physikalische Gesetz menschliche Erfindung ist, denn ein physikalisches Gesetz ohne Mathematik gibt es nicht. In der Tat ist dies der Standpunkt des Positivismus. Aber dieser Standpunkt ist völlig unhaltbar. Es ist nun einmal eine Tatsache, daß die Körper sich so verhalten, wie es das mathematisch formulierte Gesetz vorschreibt. Und dies ist um so genauer der Fall, je genauer wir beobachten, je genauer wir die Gesetze in Anwendung bringen und dabei eventuelle Störungen eliminieren oder mit in Rechnung stellen. Welchen Grund sollte der Planet Merkur etwa haben, sich auf einer Ellipse zu bewegen, die sich langsam um die Sonne dreht, wie es die Gesetze des gekrümmten Raumes vorschreiben? Er kann doch wohl keine Kenntnis von menschlichen Erfindungen haben?

Die unausweichliche Schlussfolgerung ist die, daß auch Mathematik wesentlicher Bestandteil der Natur ist. Die Naturgesetze hat der Mensch aber nicht geschaffen. Damit ist endgültig die Frage beantwortet, ob Mathematik menschliche Erfindung sein kann. Sie kann es nicht sein, sie ist von uns gefunden, das heißt erkannt. Das gleiche gilt für das physikalische (und chemische) Gesetz. Es ist nicht menschliches Machwerk. Es ist gegeben. Es gehört, wie die Mathematik, einer transzendenten, geistigen Welt an, ist also eine "Idee", ein Urbild im Sinne Platons. Aber im Gegensatz zu Plato ist dieses nicht getrennt von der Materie. Es durchdringt die Materie und bestimmt deren Verhalten. Es gibt keine Materie ohne das Gesetz, das sie befolgt, also ohne dieses geistige Element. Es gehört nicht zu einem fernen Ideenhimmel (wie das manchmal gesagt wird), sondern ist durchaus irdische Realität." d3)

Der Physik-Nobelpreisträger Eugene Wigner kommentierte diese Frage in seinem Beitrag The Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences (Communications in Pure and Applied Mathematics 13, No. I):

"The miracle of the appropriateness of the language of mathematics for the formulation of the laws of physics is a wonderful gift which we neither understand nor deserve. We should be grateful for it and hope that it will remain valid in future research and that it will extend, for better or for worse, to our pleasure, even though perhaps also to our bafflement, to wide branches of learning.” Und zuvor: "It is difficult to avoid the impression that a miracle confronts us here...” (vgl. http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger1a.html ).

Die Auffassungen weiterer Mathematiker könnten in diesem Zusammenhang diskutiert werden, u. a. die von (in ztl. Folge) Pascal, Leibniz, Harris, Euler, Wronski, Cauchy, Babbage, Riemann, Dodgson, Kronecker, Cantor, Ramanujan, Knuth, und natürlich auch wieder Newton und Gödel (zu Gödel siehe wieder http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger1a.html ).

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (27).

(27) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E.L.): ….aber die Tatsachen beweisen, dass nicht nur sie rationale und prüfbare Aussagen treffen kann, sondern auch Theorien, die mit immateriellen und teleologischen Faktoren arbeiten (Quantentheorie, Neurophysiologie, ID-Theorie, Mathematik).

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Ende Teil 3f


© 2011 by Wolf-Ekkehard Lönnig
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