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(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. W-E Lönnig)

Wolf-Ekkehard Lönnig:

Last Update 5. August 2010: neu ist der Teil 2 ab p. 113 (frühere Updates zum ersten Teil siehe p. 112).
Einige zumeist kleinere orthographische Korrekturen am 13. 12. 2011.

"Die Affäre Max Planck", die es nie gegeben hat

Diffamierungspolitik, weltanschauliche Motivation und (Berufsverbots-)Ziel der AG Evolutionsbiologie

Teil 1 (pp. 1-112): unverändert, Teil 2 mit Daten zur neuen Situation der AG Evolutionsbiologie


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1. Einige Bemerkungen vorweg

"Big Brother, the tyrant of George Orwell's 1984, directed his daily Two Minutes Hate against Emmanuel Goldstein, enemy of the people. When I studied evolutionary biology in graduate school during the mid-1960s, official rebuke and derision focused upon Richard Goldschmidt , a famous geneticist who, we were told, had gone astray" (Gould 1980, p. 186).

Heute – zu Beginn des 21. Jahrhunderts – richtet sich Big Brother's daily Two Hours Hate ganz besonders gegen "die Kreationisten" (womit alle Personen gemeint sind, die daran zweifeln, dass uns die Früchte der Aufklärung schon die ganze Wahrheit über den Ursprung der Welt mitteilen). Zu bedenken ist dabei jedoch: 'Wenn dich deine Feinde loben, hast du etwas falsch gemacht, wenn sie aber schreien und toben, war dein Werk sehr angebracht'.a2) Oder in Kurzform: "Viel Feind, viel Ehr." – Irgendetwas muss ich also ganz besonders gut gemacht haben, wenn Herr Kutschera und seine Mitarbeiter mir in zwei Büchern mehr als 100 Seiten widmen und der Beitrag "Die Affäre Max Planck" offiziell im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie gleich dreifach publiziert wurde (im Internet als PDF- und HTML-Dokumente sowie als BUCHKAPITEL).a3 Aber worum geht es? Zunächst einmal: Es geht nicht um mich als Individuum, denn meine Kommentatoren kennen mich gar nicht persönlich. Es geht ihnen vielmehr um die Herabsetzung eines Repräsentanten – wie sie es verstehen und DIE ZEIT titelte – der "Entwürfe in Gottes Namen".

In Übereinstimmung mit den Grundsätzen und Zielen der undifferenziert antireligiösen Giordano-Bruno-Stiftung mit Kutschera im Stiftungsbeirat geht es ihnen letztendlich um die Verneinung der Aussage, dass der Ursprung des Universums und des Lebens rational erkennbar auf ein "intelligent and powerful being" (Newton)a4) zurückzuführen ist, auf einen "superintellect" (Hoyle) oder – um mit weiteren zustimmenden Worten einiger Nobelpreisträger zu sprechen – auf "an incomprehensible power or force with limitless foresight and knowledge" (Anfinsen), "an underlying (one might say "supernatural") plan" (Penzias), auf "purpose and design" and "a loving creator” (Eccles), auf "eine höhere Ordnung der Dinge im voraus" (Rubbia), oder "the ultimate truth, which is God" (Barton), "a superior being" and "a superior intelligence" (Salam), auf einen "bewussten intelligenten Geist" (Planck). (Details siehe http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger.pdf; vgl. auch das vorliegende Dokument p. 54.)

Um diese Erkenntnis oder auch nur Ansätze zu dieser Erkenntnis im Bereich der Vernunft und Wissenschaft sowie in der Öffentlichkeit mit allen Mitteln zu diskreditieren und auszuschließen, behaupten Ulrich Kutschera und Mitarbeiter, dass fast alle (zumeist als "Kreationisten" abgestempelten) Repräsentanten einer solchen Auffassung "nicht nur inkompetent seien [man wende das nur einmal auf die oben zitierten Nobelpreisträger samt Isaac Newton an], sondern regelmäßig moralisch verwerflich agieren würden" (Junker und Ullrich 2007, siehe unten). Mit dem impliziten Ziel der Angriffe, Entlassung und Berufsverbot für alle Biologen, die in der Wissenschaft den Ursprung der Lebensformen auf teleologische Faktoren zurückführen, sind sie jedoch in meinem Falle gescheitert (regulär retired mit 65).

Dass überdies solche Ad-hominem-Attacken schon im Ansatz verfehlt sind – denn die Richtigkeit einer wissenschaftlichen Kritik und Theorie ist völlig unabhängig von den jeweiligen (natürlich immer unvollkommenen) Repräsentanten – stört Kutschera und seine Mitarbeiter dabei offenbar nicht. Zur Veranschaulichung: Angenommen, jemand könnte nachweisen, dass die meisten Mitglieder der AG Evolutionsbiologie völlig korrupt und wissenschaftlich inkompetent wären – würde das beweisen, dass die Evolutionstheorie falsch wäre? Natürlich nicht. Umgekehrt wäre es genauso. Paulus beschrieb das Prinzip schon vor 2000 Jahren so: "…let God be true, but every man a liar"b).

Ich bitte den Leser beim Studium des vorliegenden Beitrags bei den einzelnen behandelten Punkten die folgenden Fragen klar im Sinn zu behalten und für sich zu beantworten:

  1. Geht es meinen Kritikern beim Evolutionsthema und speziell zur Rechtfertigung ihrer Aktionen zur "Affäre Max Planck" um eine ruhig-abwägende sowie selbstkritische und vor allem sachliche Auseinandersetzung mit meinen wissenschaftlichen Argumenten gegen die Synthetische Evolutionstheorie und zur Design-Frage auf meiner ehemaligen Internetseite am MPIZ (wobei sich der ID-Ansatz in der Biologie auf die Frage nach Design beschränkt und die Identität des Designers weiteren logischen Schlussfolgerungen und Fachgebieten überlässt), oder
  2. vielleicht eher um eine ideologisch determinierte grundsätzliche Verneinung der oben zitierten Feststellungen von Isaac Newton, Fred Hoyle und anderen zum Ursprung des Universums und des Lebens? (Weil wissenschaftliche Argumente und Tatsachen zur Bejahung der Design-Frage ein Schritt dorthin sein könnten.) Und konzentriert man sich in den Kommentaren statt auf Sachfragen auf die Person, ihre mögliche Motivation und auf Formfragen?

Kurz: Wissenschaftliche Argumentation oder diffamierende Kritik (inklusive Ad-hominem-Kritik)?

"In den Wissenschaften unterscheiden wir jedoch grundsätzlich zwischen der – wie auch immer gearteten – Motivation und den wissenschaftlichen Argumenten und Ergebnissen. Dazu einige Beispiele aus der Geschichte der Naturwissenschaften: Faraday, "perhaps the greatest experimental genius the world has known" gehörte zu einer kleinen (sehr unbeliebten) "kreationistischen" Religionsgemeinschaft (Sandemanians): "It...strongly affected the way in which he approached and interpreted nature". Aber wer wollte deswegen die von ihm entdeckten elektrochemischen (und weiteren) Gesetze als "pseudowissenschaftliche Ideologie" ablehnen? Linné, Cuvier, von Baer und Pasteur waren stark religiös motiviert (ebenfalls Schöpfung), aber wäre es nicht grotesk, deswegen die binäre Nomenklatur, das Korrelationsprinzip, die Entdeckung der menschlichen Eizelle und die Sterilisation von OP-Besteck als "religiös motivierte (anti-naturwissenschaftliche) Missionstätigkeit" zurückzuweisen?)" Oder die Mendelschen Gesetze wegen Mendels religiöser Motivation? – Vgl. weiter

http://www.weloennig.de/KutscheraWiderlegung1.html und http://www.weloennig.de/KutscheraVerbotsversuche.html.

Auch ich werde meine Kontrahenten nicht nach ihrer Motivation beurteilen, sondern nach ihrer "Kunst der Kritik" und ihrer Argumentation. Sollten sich jedoch bestimmte Einwände allein auf ideologisch motivierte Negationen, Abwertungen und Beschimpfungen beschränken, d. h. wenn die Motivation die Argumentation völlig überlagert, werde ich das entsprechend herausarbeiten und kennzeichnen. In den Jahren 2001/2003 hatte ich zu Haeckel Folgendes angemerkt:

"Über diese beiden wesensverschiedenen Arten der Kritik [Sachkritik und Ad-hominem-Kritik] hinaus gibt es vielleicht noch eine dritte Art der Kritik, die ich in Ermangelung eines mir bekannten feststehenden Begriffs erst einmal als "sachliche Personalkritik" bezeichnen möchte: Wenn z.B. Haeckel seine unrichtig 'ergänzten' Embryonen-Darstellungen als objektiv-naturwissenschaftliches Resultat ausgibt, dann hat natürlich der (hier gegen die Integrität der Person Haeckels gerichtete) Fälschungsvorwurf auch seine Berechtigung. [Vgl. z. B. Gursch, R. (1981): Die Illustrationen Ernst Haeckels zur Abstammungs- und Entwicklungsgeschichte. Frankfurt. Beispiel p. 15: Haeckel schreibt: "Wenn Sie die jungen Embryonen des Hundes, des Huhns und der Schildkröte in Figur 9, 10 und 11 vergleichen, werden Sie nicht im Stande sein, einen Unterschied wahrzunehmen." Kommentar von Gursch: "Angesichts der von Rütimeyer aufgezeigten tatsächlichen Identität der drei Holzschnitte wirkt - wenn auch unbeabsichtigt - dieser Satz Haeckels wie eine Verhöhnung" (Schriftbild von mir).]

Da es letztlich um den Namen Gottes geht (wenn Design wissenschaftlich fassbar wird, dann folgt daraus praktisch immer die Frage nach dem Designer und wer anders kommt spätestens beim Ursprung des Universums in Frage als Gott selbst?), lohnt es schon – zumindest exemplarisch – sich mit der "Kunst der Kritik nach dem Rezept der AG Evolutionsbiologie" (Rammerstorfer), d. h. sich mit ihren Methoden und Argumenten noch etwas weiter zu befassen und noch einige wirklich wichtige Punkte für die Öffentlichkeit richtig zu stellen.

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© 2011 by Wolf-Ekkehard Lönnig
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